Geschrieben von Fachexperten: Anton-Skornyakov-Agile-Coach Anton Skornyakov, Certified Scrum Trainer® und Timon Fiddike Timon Fiddike, Certified Scrum Trainer®

Agiles Projektmanagement – was heißt das?

Einführung – Ursprung des Begriffs

Agiles Projektmanagement ist als Begriff eng verbunden mit Scrum und wird weiterhin sehr viel verwendet. Weltweit bekannt wurde die Bezeichnung agile Projektmanagement durch Ken Schwabers Buch „Agile Project Management with Scrum“ (2004). Schon in 2003 wurde dieser Begriff auf der Webseite der Scrum Alliance® zur Bezeichnung der Kurse von Schwaber verwendet. Dieser Ansatz reflektiert einen tiefgreifenden Wandel in der Projektsteuerung, weg von starren Plänen hin zu Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.

Screenshot Scrum Alliance® Webseite 2013 - erstmalige Verwendung von "agiles Projektmanagement"

Der Screenshot der Webseite der Scrum Alliance vom 24. Juli 2013 aus Archive.org. Die Worte über den Agile Projektmanager sind hervorgehoben. Der Begriff Agiles Projekt-Management ist heute gebräuchlich, auch wenn Ken Schwaber, der Gründer der Scrum Alliance diesen im Nachinein kritisiert haben.

Agiles Projektmanagement: Historische Entwicklung

Der Begriff „Agil“ gewann seit der Erstellung des Agilen Manifests im Jahr 2001 rapide an Popularität (Mehr dazu in unserem Artikel Agile: Was heißt das?):

Die Grafik zeigt das Such-Interesse am Begriff „agile“ im Verlauf der 20 Jahre von 2004 bis 2024. Google Trends erfasst leider erst Daten ab 2004, ansonsten könnten wir vermutlich im Jahr 2001 einen sprunghaften Anstieg beobachten:

Ken soll die Bezeichnung selbst später bereut und als einen Fehler bezeichnet haben. Die meisten Schwierigkeiten erzeugt dabei für viele die Selbstverständlichkeit hinter dem Begriff “Projekt” als etwas zeitlich Beschränktes:

Viele Dysfunktionen in Organisationen haben ihren Ursprung darin, dass ein langfristiges Ziel in kurze “Projekte” zerlegt wird, die jeweils unterschiedliche Projektleiter oder Teilprojektleiter bekommen. Dadurch wird das ganze Vorgehen sehr unflexibel. Zusätzlich versucht jeder einzelne Projektleiter mit seinem Teilprojekt “erfolgreich” zu sein und nimmt dabei zum Beispiel suboptimale Teilaspekte und bestimmte Qualitätsmängel (insbesondere „unter der Haube“) in Kauf. Für das langfristige Ziel summieren diese sich Qualitätsmängel und unpassende Teilaspekte häufig zu einem schlechten oder sogar unbrauchbaren Endergebnis zusammen. Für dieses große Endergebnis trägt dann auch keiner der verschiedenen Teilprojektleiter allein die Verantwortung.

Kernprinzipien

Agiles Projektmanagement priorisiert die frühzeitige Identifikation und Minimierung von Risiken und betont die schrittweise Erzeugung realer Deliverables. Im Gegensatz zum traditionellen Projektmanagement, das auf langfristige Planungen setzt, fokussiert der agile Ansatz auf das Notwendige, um den nächsten Schritt in Richtung der Projektvision zu gehen.

Rollenverteilung

Eine bedeutende Änderung im agilen Projektmanagement, bzw. in Scrum, ist die Abschaffung der traditionellen Projektmanagerrolle. Dessen Verantwortlichkeiten werden auf das Scrum-Team verteilt, bestehend aus dem Product Owner, dem Scrum Master und den Entwickler:innen. Der Product Owner setzt die Richtung und managt die Stakeholder, während die Entwickler:innen die vorzeigbare Deliverables (Inkremente) erstellen. Der Scrum Master unterstützt das Team dabei, diese neue Arbeitsweise effektiv umzusetzen und gemeinsame Gewohnheiten in Denken, Handeln und Wahrnehmung zu verändern.

Vorteile und Herausforderungen

Das agile Projektmanagement bietet Flexibilität, verbesserte Kundenzufriedenheit und effiziente Reaktionen auf Veränderungen. Eine Herausforderung stellt dieser Begriff dar, wenn durch „Projekt“ eine Fokussierung auf Deadlines stattfindet, diese führt bei langfristig existierenden Systemen und Produkten zu kurzfristigen Strategien, die langfristig neue Probleme verursachen.

Klassisches und Scrum (bzw. agiles) Projektmanagement sind zwei wertvolle Werkzeuge. Wenn sie fürs passende Problem verwendet werden.

Zunehmende Bedeutung von Agilem Projektmanagement

Die Bedeutung von agilem Projektmanagement nimmt zu, da die Menge an Wissensarbeit in der Arbeitswelt wächst, während repetitive Arbeiten zunehmend von Robotern und Computern übernommen werden. Dieser Trend unterstreicht die Notwendigkeit von flexiblen und adaptiven Ansätzen in der modernen Arbeitswelt.

Schlussfolgerung

Der Begriff „agiles Projektmanagement“ führt oft zu Missverständnissen

Der Begriff „Agiles Projektmanagement“ führt oft zu Missverständnissen. Es geht um eine Änderung der Haltung weg von Fachlichkeiten und hin zur mehr Zusammenarbeit, von Dokumentation zu Ergebnissen, von Plänen zur Anpassungsfähigkeit. Diese Änderung passiert vor allem in den Köpfen der Anwender. Gleichzeitig sind auch die Werkzeuge, die typischerweise von Praktizierenden verwendet werden, andere. Um das Thema zu vertiefen empfehlen wir den Artikel Agile: Was heißt das?

Über die Autoren

Anton Skornyakov

  • Seit 2008 auf dem Pfad der Agilität
  • Erfahrung als Entwickler im Team, Scrum Master, Product Owner, Geschäftsführer und Coach
  • Höchste Zertifizierung: Certified Scrum Trainer® (weltweit ca. 220 Personen) für die Scrum Alliance®
  • Projekte in StartUps, KMU, Konzernen, Non-Profits und öffentlichen Institutionen
  • Begeistert für neue Führung & Agilität außerhalb von Produktentwicklung
  • Buchautor und Speaker auf vielen Konferenzen
  • Geschäftsführer der Agile.Coach GmbH & Co. KG

Zu Antons Profil

Dr. Timon Fiddike

  • Seit 2010 auf dem Pfad der Agilität
  • Erfahrung als Entwickler im Team, Product Owner, Scrum Master, Geschäftsführer und Coach
  • Höchste Zertifizierung: Certified Scrum Trainer® (weltweit ca. 220 Personen) für die Scrum Alliance®
  • Erfahrung in Startup, Mittelstand & Konzern
  • Integraler Coach – Ausbildung nach ICF ACTH-Standard
  • Unterstützt mit Begeisterung das menschliche Wachstum, das agile Arbeit ermöglicht
  • Geschäftsführer Agile.Coach GmbH & Co. KG

Zu Timons Profil

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