Es gibt verschiedene Zertifikate und Zertifizierungen in der Scrum-Welt. Dieser Artikel bietet eine Orientierungshilfe.

So eine Orientierung ist nicht einfach (und wir erhalten viele Fragen), weil es viele Scrum Zertifizierungen und Zertifikate in Deutschland und weltweit gibt. Prinzipiell kann tatsächlich jeder ein eigenes Scrum-Zertifikat ins Leben rufen, ohne dazu eine Kompetenz nachweisen zu müssen. Geschützt sind nur die jeweiligen Marken und Handelsnamen der jeweiligen Zertifizierungen.
Welche Scrum Zertifizierungen gibt es?
Weltweit gibt es zahlreiche Scrum-Zertifizierungen. Unsere Recherchen zeigen: In Deutschland sind vor allem zwei Organisationen besonders relevant – Scrum Alliance® und Scrum.org. Darüber hinaus gibt es noch die ICAgile, Zertifikate vom TÜV, der IHK etc.
An dieser Stelle ein wichtiger Disclaimer zu uns: In den offenen Trainings von Agile.Coach erlangen Teilnehmende Scrum Zertifizierungen der Scrum Alliance®, in unseren Inhouse Trainings bereiten wir aber auch auf die Scrum.org Zertifikat-Tests vor. Wir sind nicht objektiv, aber hier so konkret und ehrlich wie möglich.
Außer der ausstellenden Organisation unterscheiden sich die meisten Zertifikate in ihrem Fokus: entweder auf Scrum Master, die Product Owner oder die Developer. Bei der Unterscheidung, ob die Rolle hier besser passt, finden Sie, wenn Sie die Beiträge zu diesen beiden Rollen querlesen: Scrum Master | Product Owner | Developer.
Wozu dient eine Scrum Zertifizierung?
Wenn wir Zertifizierungen vergleichen wollen, ist es erstmal wichtig festzuhalten, wozu sie überhaupt da sind. Was hebt sie z.B. von der Lektüre in einem guten Scrum-Buch ab.
Aus unserer Sicht gibt es vor allem drei Gründe für eine Scrum Zertifizierung:
- Zertifizierung als Bildungspfad
- Kompetenznachweis als Arbeitskraft für Bewerbungen
- Zertifizierter Trainer sichert die Qualität der Ausbildung
Kompetenznachweis als Arbeitskraft für Bewerbungen
Ein Zertifikat bestätigt oder unterstreicht die Kompetenz eines Bewerbers für Arbeitgeber oder Auftraggeber. Für uns selbst und Menschen in unserem Netzwerk können wir diese Außenwirkung definitiv bestätigen. Gleichzeitig waren unsere eigenen formalen Trainings (CSM® und CSPO®) jeweils sehr wichtige Ereignisse für unser eigenes Verständnis von Scrum und dessen Bedeutung für unsere berufliche Praxis gewesen.
Was wird auf Jobplattformen verlangt?
Tatsächlich haben wir in 2021 eine Untersuchung der gängigsten Jobplattformen in Deutschland durchgeführt. Dazu haben wir untersucht, wie oft die Begriffe wie “CSM”/”Certified Scrum Master”/“PSM”“Professional Scrum Master” oder auch ICAgile in Anzeigen für Scrum Master und Product Owner verwendet werden.

Eine typische Erwähnung der Scrum Zertifizierung in einer Job-Anzeige
In ca. 15-20% solcher Jobanzeigen fand sich eine Erwähnung von einer Zertifizierung, die von Vorteil wäre. Am häufigsten wurden dabeid die Zertifizierungen – CSM und CSPO der Scrum Alliance genannt, ein wenig weniger häufig wurden die Zertifikate von Scrum.org erwähnt. In der Regel wurden beide Zertifikate explizit erwähnt und keine anderen.
Zertifizierter Trainer sichert die Qualität der Ausbildung
Lernen im Training ist viel wertvoller und konzentrierter als in allen anderen Umgebungen. Und genau hier spielt die Zertifizierung eine wichtige Rolle – aber anders: Der Zertifizierungsanspruch dreht sich um. Man möchte als Teilnehmer einen kompetenten, zertifizierten Trainer haben.
Als Teilnehmer habe ich (Anton hier) in meinen ersten formellen Scrum Trainings manche Dinge erst wirklich verstanden, von denen ich vorher glaubte, sie schon Jahre lang vollständig verstanden zu haben. Viele Teilnehmer spiegeln mir zurück: Der größte Mehrwert ist das tiefere Verständnis, das sie durch das Training gewinnen. Es gibt einem Anwender einen deutlich festeren Halt in einer Materie, in der es so viele Halbwahrheiten gibt.
Zertifizierung als Pfad:
Fortgeschrittene könnten vieles selbst lernen, z.B. durch Meetups, Bücher, Videos und eigene Erfahrungen in Organisationen. Metaphorisch ist es ein selbst gewählter Weg „querfeldein“.
Weitergehende Zertifizierungen sehe ich (in diesem Bild) als ein „Netz aus gepflasterten Straßen mit einer Landkarte dazu“. Man entscheidet selbst, welche nächste Kompetenz man erlangen möchte und kann einen definierten Pfad mit Unterstützung gehen.
Inhaltlich bestehen diese Zertifizierungen aus gegenseitigem Coaching in Gruppen, Events zum gegenseitigen Lernen, zum Teil aus persönlichem Mentoring und Coaching, Community-Engagement und kleinen Trainingseinheiten. Alles mit der Unterstützung von erfahrenen Experten. Dieser Weg ist für viele schneller und einfacher, als alles auf die eigene Faust zu erkunden. Und für Außenstehende ist direkt ersichtlich, dass jemand ein höheres Niveau erreicht hat.
Wenn Sie überlegen, als Agile Coach arbeiten zu wollen, ist dieser Pfad sicherlich einer der schnellsten, um dorthin zu gelangen.

Scrum Master Training mit Zertifizierung
Manche sagen Scrum wäre leicht zu verstehen, aber schwer zu meistern. Wir legen Wert darauf, dass Sie alle Rollen, Events und Artefakte verstehen und unmittelbar selbst anwenden.
Training zur Scrum Master Zertifizierung
Zertifizierungen: Scrum.org vs. Scrum Alliance
Zum Unterschied zwischen Scrum.org und der Scrum Alliance gibt es Folgendes zu sagen: Unsere offenen Trainings beinhalten CSM®-Zertifizierungen der Scrum Alliance®. Diese ist die ältere, renommiertere und größere der beiden Organisationen [Wikipedia]. Die Scrum Alliance® ist zudem eine Non-Profit-Organisation, die sich der Weiterbildung verschrieben hat, während bei Scrum.org Gewinne abgeschöpft werden. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Ziele und Strategien, die die beiden Organisationen verfolgen.
Training optional oder nicht
Bei der Scrum Alliance® ist eine Zertifizierung ohne Training nicht möglich – die Zertifizierung ist im Preis inbegriffen. Sie bestätigt damit aktiv erworbenes Wissen und investierte Zeit. Ein solches Training muss von einem Certified Scrum Trainer® (CST®) durchgeführt werden.
Bei Scrum.org hingegen ist kein Training für eine Zertifizierung erforderlich; die Prüfung kann prinzipiell sofort online nach Zahlung einer Gebühr abgelegt werden. Da hier grundsätzlich jeder ein Training anbieten kann, sind die Preise für Trainings oft niedriger. Die Trainings fokussieren sich tendenziell mehr auf die Vorbereitung auf den anspruchsvollen englischen Test und können deshalb oft weniger Zeit in die zwischenmenschlichen Dynamiken investieren.
Unterschiede in den Tests
Die Scrum.org-Prüfung erfolgt auf Englisch und ist so anspruchsvoll, dass nur ein Teil der Teilnehmer sie besteht, selbst wenn sie das Material verstanden haben. Ein zweiter Versuch kostet genauso viel wie der erste. Die Schwierigkeiten in der Prüfung liegen häufig in mehrfachen Verneinungen, sprachlichen Details und ähnlichen Feinheiten. Auf dem ersten Zertifikatslevel wird häufig nur Scrum-Grundwissen abgefragt, sodass immer mehr Menschen den Test mithilfe von KI absolvieren. Dies erleichtert den Prozess einerseits, mindert aber gleichzeitig langfristig den Wert des Zertifikats.
Der CSM® Zertifizierungstest ist einfacher, hier dürfen mehr Fehler gemacht werden und er erfolgt in der jeweiligen Muttersprache. Von allen unseren bisherigen Teilnehmern (über 2000), die die Prüfung abgelegt haben, haben alle auch die Zertifizierung erhalten. Davon nur ca. 2 % im zweiten Versuch (und der ist im Preis inklusive). Ab dem dritten Versuch fallen bei der Scrum Alliance® 25 $ Bearbeitungsgebühr an.
Gültigkeit
Sobald sie die jeweilige Prüfung erfolgreich absolviert haben, können Sie Ihr Zertifikat als PDF herunterladen.
Auf dem Zertifikat steht einerseits das Datum, wann das Training absolviert wurde, und andererseits ein Gültigkeitsdatum, zwei Jahre später, in kleiner Schrift.
Die Zertifikate von Scrum.org gelten unbegrenzt. Die Scrum Alliance-Zertifizierung kann alle zwei Jahre verlängert werden. Bei dieser Gelegenheit wird dann auch ein neues PDF-Zertifikat mit neuer Gültigkeitsdauer ausgestellt. Dafür ist keine erneute Prüfung nötig, hier beschreiben wir im Detail, wie die Verlängerung funktioniert.
Viele ehemalige Teilnehmende nutzen ihr PDF-Zertifikat auch nach Ablauf der Gültigkeit weiter.
Scrum Zertifizierungen – für Fortgeschrittene
Für die beiden Rollen – Product Owner und Scrum Master bietet die Scrum Alliance Advanced-Zertifizierungen an. Der Pfad für Produktentwickler befindet es sich im Moment noch in der Entwicklung. Ein Schaubild:

Um die Zertifizierung Advanced Certified ScrumMaster (A-CSM) bzw. Advanced Certified Scrum Product Owner (A-CSPO) zu erlangen, braucht man u.a. mindestens ein Jahr Erfahrung in der Tätigkeit im jeweiligen Bereich (diese kann auch parallel zum Mentoring Programm noch erworben werden:
In diesem Artikel erklären wir genauer (mit Video) wie Sie die fortgeschrittenen Zertifizierungen A-CSM® und A-CSPO® erlangen können.
Scrum Zertifizierungen – Large Scale Scrum
Hat man ein klares und festes Verständnis von Scrum in Umgebungen mit einem Entwicklungsteam, ist es ein guter Schritt zu verstehen, was mit Scrum in größeren Umgebungen passiert. Hier gibt es zwei Zertifizierungen: kurze – Certified LeSS Basics (CLB) oder die längere Certified LeSS Practitioner (CLP).
Je größer die Organisation in der die Arbeit stattfindet, umso größer ist der Einfluss eines Faktors auf jegliche Anpassungsfähigkeit dieser – Organisationsstruktur des Unternehmens. Was es in einem StartUp an Organisations- und Führungsdefiziten gibt, kann häufig durch die persönliche Beziehung geklärt werden. Umgehen mit Organisationsstruktur erfordert anderes Hintergrundwissen und -herangehensweisen.
In CLB wird man für dieses neue Denken sensibilisiert und versteht besser im Detail welcher neue Raum sich vor einem aufspannt. In CLP lernt man Werkzeuge des systemischen Denkens (und andere) kennen und wendet diese selbst an verschiedenen typischen Herausforderungen großer Produktentwicklungsorganisationen an.
Scrum Zertifizierungen – Certified Scrum Professional Stufe
Hat man die Advanced-Stufe erreicht, gibt es im Prinzip einen von Außen ähnlich aussehenden Pfad, um die nächste Stufe – Certified Scrum Professional – zu erreichen. Bis zum Abschluss braucht man dann mindestens 24 Monate Erfahrung mit der Arbeit in der jeweiligen Rolle nachweisen kann:
In diesem Artikel erklären wir genauer (mit Video) wie Sie die Experten / Professional Level Zertifizierungen CSP-SM® und CSP-PO® erlangen können.
Scrum Zertifizierungen – Guide Stufe
Die Prozesse um Certified Scrum Trainer zu werden, sind lang und werden hier genauer beschrieben. Man braucht sehr viel nachgewiesene Trainingserfahrung und Empfehlungen anderer anerkannter Trainer, sehr viel praktische Erfahrung in Scrum in verschiedenen Rollen, viel Engagement in der Community, um sich als Trainer zu qualifizieren. Zum Schluss wird der Trainer-Kandidat von einer Gruppe von großartigen anderen Trainern anhand eines kleinen Trainingsteils, welches er vor Ihnen absolviert, beurteilt.
Um ein Certified Team Coach oder Certified Enterprise Coach zu werden, braucht es sehr viel nachgewiesene Coaching Erfahrung in diesem Bereich. Hier hat Timon eine Menge unserer Learnings von dieser Reise aufgeschrieben. Post 1 und Post 2.
Ich hoffe dieser Beitrag war für Sie hilfreich. Hier stehen unsere Gedanken zum Themen:
- Wie funktioniert eine Agile Coach Ausbildung?
- Was ist ein Scrum Master?
- Was ist ein Product Owner?
Geschrieben von Fachexperten: Anton Skornyakov, Certified Scrum Trainer® und
Timon Fiddike, Certified Scrum Trainer®
Dieser Wissensbeitrag wurde zuletzt am 06.05.2025 aktualisiert.